Ein Brief an Lena! Nun war er da, dieser Tag, den ich seit Jahren gefürchtet hatte. Der schwärzeste Tag meines Lebens. Ich musste mit Dir den letzten, schwersten Gang antreten, den Weg zum Tierarzt, um Dein Leben beenden zu lassen. Ich hatte so sehr gehofft, dass Du einfach einschläfst und so von mir gehst. Fast 13 Jahre warst Du alt, ein stolzes Alter für einen Boxer! Ja, mir war klar, dass Du mich nicht für immer begleiten würdest. Ja, und ich ahnte schon, dass dieses Jahr Dein letztes sein würde. Schon am Tag zuvor warst Du schwach, Du hast kaum gegessen und nur geschlafen. Du wolltest nicht Gassi gehen und Deine großen, treuen Augen blickten mich fragend an.
Ich hob Dich hoch auf Deinen Lieblingsplatz auf dem Sofa und streichelte Dich. Ja, Du warst dünner geworden, aber bis zum Schluss warst Du der fröhliche Hund wie eh und je. In der Nacht von Freitag auf Samstag, Du lagst im meinem Bett, ich streichelte Dich fast die ganze Nacht um Dir zu zeigen: Ich bin für Dich da, wie Du immer für mich da warst. Du jaultest immer wieder auf, ich hatte Angst um Dich. In der Früh konntest Du nicht mehr auf Deinen Beinen stehen und nun kam auch Nando und leckte Dein Gesicht. Mit Tränen in den Augen wusste ich, die Zeit war gekommen. Mit zitternden Fingern telefonierte ich, erst mit Deinem Herrchen, dann mit dem Tierarzt. Ich trug Dich zum Auto und legte Dich auf eine Decke. Ich konnte die Tränen nicht mehr halten und Du lecktest mir die Hand, als würdest Du sagen: Es ist schon gut. Beim Tierarzt sah ich in Deine treuen Augen. Wusstest Du, dass das ein Abschied für immer ist? Spürtest Du, dass ich bis zum Ende bei Dir war? Du bist in meinen Armen gestorben. Als das Leben aus Dir gewichen war, schloss ich sanft Deine Augen, beugte mich über Dich und die Tränen flossen. Wir haben Dich mitgenommen und Du bekamst Deine letzte Ruhe neben Tossa im Garten. Das ist jetzt fast ein Jahr her, ich denke täglich an Dich, mein kleines Lenchen. Silvia
Ein guter Hund stirbt nie -
er bleibt immer gegenwärtig.
Er wandert neben Dir an kühlen Herbsttagen,
wenn der Frost über die Felder streift
und der Winter näher kommt,
sein Kopf liegt zärtlich in Deiner Hand
wie in alten Zeiten. (Mary Carolyn Davies)